Beeindruckt von der Arbeit des Flüchtlingshilfevereins und dem Zusammenwirken mit der Stadt Bad Vilbel zeigten sich Landtagsabgeordnete der Grünen bei ihrem jüngsten Besuch, bei dem sie sich über die Arbeit des Flüchtlingsvereins und der Stadt informierten. Mathias Wagner, Fraktionsvorsitzender und Martina Feldmayer stellvertretende Fraktionsvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag nahmen sich Zeit und informierten sich direkt und persönlich über die Flüchtlingssituation in der Stadt.
Mathias Wagner resümierte: „Wir sind stolz, dass die Flüchtlingsarbeit und das große ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Bad Vilbel dank des Flüchtlingsvereins so gut funktioniert haben und auch weiter funktioniert. So konnte Geflüchteten, die wegen Verfolgung, Gewalt und Krieg ihr Heimatland verlassen mussten, konkret dabei geholfen werden, in der Stadt und Gemeinschaft besser anzukommen.“Kathrin Anders, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN Bad Vilbel und Bundestagsdirektkandidatin der GRÜNEN für die Wetterau ergänzt: „Nachdem die ersten Herausforderungen wie die Unterbringung gemeistert sind, geht es jetzt darum, den Geflüchteten zu helfen mit Deutschkursen und Bildungsangeboten im Arbeitsmarkt einzusteigen und auf den eigenen Beinen zu stehen. Die Flüchtlingshilfe und die Flüchtlingskoordinatorin der Stadt haben hier ein rundes Konzept aufgestellt, dass den Personen konkret die Integration erleichtert.“
„Von den 230 Mitgliedern bringen sich über 70 Mitglieder aktiv in den verschiedenen Arbeitsbereichen des Vereins ein“, erklärte die Vorsitzende Angelika Ungerer. „Unsere derzeitigen Herausforderungen sind die Rechtsberatung, die Arbeits- bzw. Ausbildungsvermittlung und die Wohnungssuche.“
Susanne Förster, Flüchtlingskoordinatorin der Stadt, ergänzte: „Derzeit ist Bad Vilbel für 430 Geflüchtete zuständig, wovon 150 anerkannte Flüchtlinge sind. Diese müssten eigentlich die Sammelunterkünfte der Stadt verlassen. Sie finden jedoch keinen Wohnraum.“
Begleitet wurden die Landtagsabgeordneten von Kathrin Anders, sowie Jana Peters, beide GRÜNE Stadtverordnete in Bad Vilbel. Der Verein war neben Angelika Ungerer durch die Vorstandsmitglieder Myriam Gellner und Clemens Breest sowie die Koordinatorin für die Säule Rechtberatung, Annette Schlenke, vertreten. Die Stadt Bad Vilbel war durch Susanne Förster vertreten.
Zuerst suchte die Besuchergruppe die Sozialarbeiterin des Vereins, Frau Reinhold, in ihrer Wirkungsstätte auf. Angelika Ungerer und Susanne Förster schilderten, dass die Stelle einer Sozialarbeiterin auf der guten Zusammenarbeit zwischen Stadt und Verein beruht. Frau Reinhold kümmert sich schwerpunktmäßig um Arbeits- bzw. Ausbildungsvermittlung und die Wohnungssuche. Sie berichtet: „Viele der Geflüchteten wollen gerne arbeiten. Doch ohne ausreichende Deutschkenntnisse gibt es kaum Arbeit.“ Über die Suche nach Wohnraum sagte Frau Reinhold nur kurz: „Es gibt keine Wohnungen für Geflüchtete!“ Angelika Ungerer ergänzte: „Es gibt in Bad Vilbel schon Wohnungen. Doch der Wetteraukreis hat die Mietobergrenzen für Jobcenter-KundInnen derart knapp bemessen, dass sie sich keinen Wohnraum in Bad Vilbel leisten können.“ Susanne Förster schilderte wie unnachgiebig sich der Wetteraukreis in dieser Frage zeigt. Erst kürzlich hatte eine geflüchtete Familie eine günstige Wohnung in Bad Vilbel angeboten bekommen. Da die Miete allerdings sieben Euro über der vom Wetteraukreis festgelegten Mietobergrenze lag, lehnte das Jobcenter die Übernahme der Miete ab. Die Familie muss deshalb weiter ein 16qm-Zimmer der Stadt bewohnen.
Mathias Wagner fragte angesichts des negativen Rufs des Wetteraukreises hinsichtlich des Umgangs mit Geflüchteten nach, ob dies zutreffend ist. Clemens Breest bestätigte, dass die geleistete Hilfestellung des Wetteraukreises für die Abschiebung eines traumatisierten Roms und der Anklage dessen Arztes für Empörung und Unverständnis gesorgt haben. Hinzu kommt, dass das Ausländeramt nur einen sehr begrenzten Besucherverkehr zulasse. AusländerInnen versammeln sich vor sechs Uhr vor dem Amt, um eine der wenigen Wartekarten zu erhalten. Dabei ist zuletzt eine Mutter aus Bad Vilbel mehrfach leer ausgegangen. Erst bei einem der wiederholten Besuche erhielt sie die benötigte Verlängerung ihres Aufenthaltsstatus und wieder Geld zum Lebensunterhalt für sich und ihre kleine Tochter.
Anschließend besichtigte die Besuchergruppe das Alte Rathaus in der Parkstraße. Im Erdgeschoss wohnen bereits über 40 Geflüchtete. Nachdem der Ausbau fertiggestellt ist, werden weitere 100 BewohnerInnen diese Unterkunft der Stadt beziehen. Der Flüchtingshilfeverein sucht heute schon HauspatInnen für dieses Objekt.