Vereinsmitglied Susanne Ebner, Lernpatin im Georg-Muth-Haus, berichtet im Folgenden über eine gelungene Freizeitaktion mit Flüchtlingen:
Ende April machen sich zwölf junge Afghanen mit dem Fahrrad vom Georg-Muth-Haus auf dem Heilsberg auf den Weg hin zum Dottenfelder Hof. Als Lernpatin hatte ich hat zufällig von dem Projekt „Globaler Garten“ erfahren und sofort Kontakt mit der Projektleiterin auf dem Hof aufgenommen. Nun erwartet Maike Lübbert uns dort, um der Gruppe das Projekt „Globaler Garten“ vorzustellen und eine kleine Hofführung zu machen. Erwartungsvoll lauschen die jungen Männer ihren Schilderungen. Najibullah (20), der bereits gut deutsch spricht, übersetzt für alle. Die Hofgemeinschaft des Dottenfelder Hofes möchte Menschen, die echtes Interesse haben, die Möglichkeit geben, selbst zu säen und zu ernten. Maike Lübbert zeigt auf ein kleines Stück unbearbeitetes Land rechts von den Gewächshäusern hinter der Käserei, das die gut 50-köpfige Hausgemeinschaft des Georg-Muth-Hauses bewirtschaften darf. Die daneben liegenden Beete sind bereits von Flüchtlingsfamilien anderer Bad Vilbeler Häuser bestellt. Ali (41), der in Afghanistan als Bauer gearbeitet hat, schaut sich interessiert um und stellt Fachfragen. Abdollah (23), der gelernte Schweißer, lauscht den Geräuschen aus der nahen Werkstatt, wo die alten Gitter aus dem Hühnerstall abgekärchert werden. Dann wird das Land begutachtet und der knackig grüne Rhabarber bestaunt, den es auch in Afghanistan gibt.
„Uns ist sehr wichtig, dass die Menschen es aus ihrem eigenen Impuls heraus tun möchten und dass sie unser Saatgut und Jungpflanzen benützen, und nicht spritzen! Sonst verlieren wir unsere Biozertifizierung“, betont Maike Lübbert. Zweimal wöchentlich sind daher Ansprechpartner vor Ort, um Fragen zu beantworten und zu helfen.
Dann geht es los zu einer kleinen Hofführung und natürlich in den Stall, wo gerade die Kühe gemolken werden. Wer möchte, kann sich Gummistiefel holen, wenn er zur Gartenarbeit kommt. Ali, der als Bauer bereits viel Berufserfahrung hat, erkundigt sich kenntnisreich nach der Melkmethode und vergleicht die Milchleistung afghanischer Kühe mit derjenigen der deutschen Biokuh.
Später, als die Gruppe auf eigene Faust die Schweine und Kälber besucht, ist die Stimmung richtig ausgelassen. Der Nachmittag hat allen gut getan, sie sind ein bisschen geerdet, haben vielleicht ein bisschen Heimat wiedergefunden und machen fröhlich Erinnerungsfotos auf dem Trecker. Seitdem sind Ali und Masood (18), der auf seiner Flucht in der Türkei ebenfalls landwirtschaftliche Erfahrung gesammelt hat, bereits zweimal zum Dottenfelder Hof geradelt und haben Zucchini, Mais, Bohnen und Kürbisse gesät. Auch eine Fahrradpanne hat sie nicht entmutigt. Najibullah, der Dolmetscher, der vom Beete anlegen und säen nicht so viel versteht, ist fest entschlossen, später zum Gießen kommen zu wollen. Die Fahrt auf dem Fahrrad dorthin, die körperliche Arbeit an der frischen Luft und die ländliche Ruhe tun gut. Und im Sommer werden sie Gemüse für ihre Mitbewohner im Georg-Muth-Haus ernten. Das macht ein gutes Gefühl und spart Geld.
Autorin: Susanne Ebner, Lernpatin im Georg-Muth-Haus und Vereinsmitglied