Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit November 2015 gibt es den Flüchtlingshilfeverein in Bad Vilbel, in dem sich mittlerweile rund 200 Personen zusammengeschlossen haben, um Geflüchtete bei der Integration in unsere Gemeinschaft zu unterstützen. Über 80 dieser Personen sind ehrenamtlich als Hauspa-ten, Deutschlehrer oder in anderen Bereichen tätig. Alle üben diese Aufgabe in ihrer Freizeit aus.
Die Zahl der Geflüchteten ist in Bad Vilbel mittlerweile auf 420 gestiegen, weitere Zuweisungen stehen an, die Probleme sind in dieser Zeit komplexer geworden. Aber eins ist geblieben: Die fehlende aktive Unterstützung durch die Stadt Bad Vilbel und deren politischer Führung. Dies hat sich zuletzt leider wieder deutlich am „runden Tisch“ der Flüchtlingshelfer gezeigt, zu dem der Fachbereich Soziale Sicherung der Stadt am 28. Juni eingeladen hat.
Außer den direkt involvierten Personen des Sozialamtes hat kein anderer Vertreter der Stadt den Weg dorthin gefunden. Persönlich vom Verein eingeladene Vertreter der Fraktionen waren – bis auf eine Ausnahme – ebenfalls nicht anwesend. Sie sagten entweder im Vorfeld ab bzw. ließen sich von kraft Amtes anwesenden vertreten, oder beantworteten die Einladung gar nicht.
Inhaltlich wurde seitens des Sozialdezernats auf vorgetragene Kritik mit Unverständnis reagiert, auf andere verantwortliche Ebenen verwiesen oder auf die Problematik in der Realisierung kurzfristiger Lösungen. Dabei bildete die Schwierigkeit, derzeit etwa 120 anerkannte Geflüchtete (Tendenz auch hier steigend) mit eigenem, bezahlbarem Wohnraum zu versorgen, einen der Kerndiskussionspunkte. Die Tatsache, dass Bad Vilbel in der Rhein-Main-Region und der unmittelbaren Nähe zu Frankfurt mit diesem Problem nicht allein dasteht, war allen Anwesenden bewusst. Mittel- bis langfristige Entscheidungen zugunsten oder zulasten eines sozialen Wohnungsbaues (nicht nur für Geflüchtete!) sind dagegen zentraler Bestandteil vergangener und gegenwärtiger kommunaler Sozialpolitik. Hierzu kaum oder gar keine Stellung zu beziehen lässt sich nur zum Teil den anwesenden städtischen Vertretern anlasten.
Neben gern und oft beschworenen Dankesformeln an die freiwilligen ehrenamtlichen Helfer gibt vielmehr Rhetorik, Inhalt und Handeln Ausdruck über die wirkliche Wertschätzung solcher Arbeit. Wenn die Regierenden der Stadt Bad Vilbel nicht verstanden haben, das die Integration nur gelingen kann, wenn Ehrenamt und Politik an einem Strang ziehen, dann wird die Integration nicht gelingen!
Die Stadt Bad Vilbel ist aufgefordert hier mit gutem Beispiel voran zu gehen und die Initiativen des Vereins zu unterstützen und in die Bevölkerung zu tragen.
Wenn als einziger Eindruck zum Schluss bleibt, ehrenamtliche Helfer hätten als verlängerter Arm der Stadt in den städtischen Unterkünften für Ordnung zu sorgen, wird das der Motivation der Handelnden wenig zuträglich sein. Das gilt für die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit insgesamt, insbesondere aber für die Teilnahme an derartigen Gesprächsrunden.
Der Verein vertritt nach wie vor die Auffassung, dass Integration nur gelingen kann, wenn Ehrenamt, Hauptamt und Politik an einem Strang ziehen. Dazu bedarf es auf allen Seiten Interesse, Bereitschaft, Kompetenz und wohl auch haushaltspolitischer Entscheidungen.
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Ungerer
1. Vorsitzende