Den Kampf um Leben und Tod hatte er im Rücken – und stand doch gut gelaunt vor der Leinwand: Carlos Glatz hat als Freiwilliger Helfer an Bord der „Iuventa“ mitgeholfen, mehrere Tausend schiffbrüchige Migranten im Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten.
In den Räumlichkeiten der Evangelischen Kirchengemeinde Massenheim war das Mitglied des Vereins „Jugend rettet e.V.“ am Freitag, den 10. Mai zu Gast, als der Film „Iuventa“ in Kooperation mit der Christuskirchengemeinde und unserem Verein in Bad Vilbel aufgeführt wurde. Glatz konnte als Teil der Crew des umgebauten Schiffskutters in einem Podiumsgespräch und in einer anschließenden Fragerunde hautnah von seinen Erfahrungen berichten. Fast tagesaktuell paßte das Filmthema zu aktuelle Nachrichten, dass Vertretern der zivilen Seenotrettung Prozesse in Italien mit Geld- und Haftstrafen drohen.
Bei Käse und Wein erfuhren die rund 30 Besucher*innen des Kirchen-Kinos aus erster Hand von der existenziellen Bedeutung politischer Entscheidungen über offene und geschlossene Grenzen und Flüchtlingsströme. Diese spontan gegründete Jugendinitiative hat am eigenen Tun erleben müssen, wie europäische Flüchtlingspolitik auf EU-Ebene sie immer mehr in ihren ehrenamtlichen Aktivitäten einschränkte und letztendlich „kalt gestellt“ hat, dramatisch ausgedrückt in der Beschlagnahmung des Schiffes, der IUVENTA. Unberührt gelassen hat das niemanden im Publikum – was sich auch an dem regen Gespräch im Anschluss an die Filmvorführung zeigte: Erst gegen 23 Uhr löste sich die Kino-Gemeinde auf. Doch die Initiative und der zivile Protest und Einsatz für humanitärische Flüchtlingshilfe lebt weiter, wie Carlos Galtz den Gästen mit auf den Weg gab. Jetzt u.a. in der sogenannten Seebrückenbewegung, die sich bundesweit mit Demos und Protesten sowie Aufklärungsinitiativen engagiert, damit das Thema Rettung von Menschenleben im Mittelmeer und die Aufnahme und Verteilung von Geflüchteten auf die EU-Staaten nicht zum Opfer internationaler Politik wird und die Schicksale der Betroffenen nicht sprichwörtlich in der Unsichtbarkeit versinken. Die gesamten Einnahmen des Abends wurden übrigens an die Jugendorganisation gespendet.