Mit ukrainischen Geflüchteten im Gespräch

Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung Unterwegs, Station Bad Vilbel bot im Mai eine intensive Begegnung mit ukrainischen Geflüchteten, die  über die reine Bilderbetrachtung der ausgestellten Werke hinausging und abgebildete Menschen zu Wort kommen ließ.

Sensibel angeleitet von den Ausstellungsinitiatoren Günter Bodirsky und Kurt Janssen entwickelte sich für alle Teilnehmer*innen stellenweise auch intensive und berührende Stimmung, als Betroffene sich zu ihren ganz persönlichen Fluchtentscheidungen, Fluchterlebnissen oder auch dem Ankommen und Einleben in einer neuen Umgebung wie der Stadt Bad Vilbel äußerten. Ausbalancierend wurde ein respektvoller Gesprächsfaden miteinander gehalten und es war bewundernswert, wie die ukrainischen Geflüchteten in der von ihnen neu erlernte Fremdsprache Deutsch, über ganz persönliche und zum Teil traumatische Lebenserfahrungen berichteten und sich den Fragen von Bürgerinnen im Haus der Begegnung stellten.

Da ging es um die Momenten der endgültigen Fluchtentscheidungen. Bei den einen standen vorbereitet im Flur drei verschieden große Gepäckstücke mit Habseligkeiten bereit: je nachdem, wie geordnet oder gar panikartig die Wohnung verlassen werden musste. Im anderen Fall hieß es am Ende: Nur raus aus Zerstörung, Bombenhagel und Angst in einem Keller ohne Licht, Essen und Hoffnung. „Wir dachten, die Welt hat uns vergessen!“, meint Oleksii aus Mariupol. Die Infrastruktur war schon zusammengebrochen, es gab kein Gas und keinen Strom mehr, die Lebensmittelgeschäfte waren geplündert, das Benzin extrem knapp.“

Diese Schilderungen lösten bei Bad Vilbeler Besucher*innen des Events zum Teil eigene Erinnerungen an die Erfahrungen mit Fluchtgeschehen im 2. Weltkrieg aus. Deutlich zeigten Redebeiträge persönliche Betroffenheit, die förmlich im Raum zu spüren war und die eine ganz besondere Form der Verbundenheit mit den neuen Bürgerinnen der Stadt erzeugte, die mehrfach betonten um wieviel besser das Leben hier vor Ort als in den Wirren des Kriegsgeschehens sei, auch wenn die Heimat vermißt wird.

Kontrovers wurde aber auch diskutiert, ob zum Einstieg ins hiesige Berufsleben für Geflüchtete, die mit abgeschlossenem Studium oder Ausbildung hier ankommen, erst noch ein Praktikum benötigt wird oder man mit mehr Flexibilität der deutschen Bürokratie eine schnelle Integration in den hießigen Arbeitsmarkt erreichen könnte, der ja in vielen Bereichen von Fachkräftemangel gezeichnet ist.
Auch eine Gruppe von Studierenden der Frankfurt University of Applied Sciences aus dem Bereich Sozialarbeit nutzte die Veranstaltung zum Austausch und direkten Dialog für eine Studiumsprojekt und wird mit den Ausstellern weiter in Kontakt bleiben.

Die Ausstellung ist aktuell bis Sonntag, den 28.5. in den Räumlichkeiten der Evangelischen Kirche Massenheim und abschließend in einzelnen Geschäftsauslagen auf der Frankfurter Straße zu sehen.

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